Künstlerinnen aus Vergangenheit und Gegenwart

„Kunstgeschichte entscheidet sich nicht selten im Depot“ – ein zentraler Satz aus der Laudatio von Sarah Spirova zur Jubiläumsausstellung des Kunstmuseums Hersbruck. Die beiden Kuratorinnen Sarah Spirova und Alexandra Eckl kennen das Depot des Museums genau. Für sie barg die Sammlung eine besondere Entdeckung: Ein großer Teil der Werke stammt von Künstlerinnen – in der Museumswelt nach wie vor eine Seltenheit. Noch immer dominieren Männer die Bestände und Wände der Museen, die Spuren von Künstlerinnen dagegen sind oft kaum sichtbar. In Hersbruck aber werden sie zum Thema.

Die Ausstellung verfolgt einen spannenden Ansatz: fünf Themenfelder verbinden jeweils zwei Künstlerinnen miteinander – historische Positionen aus der Sammlung und heutige aktive Künstlerinnen des Museums, die alle bei der Vernissage anwesend waren. Die Themen Beruf, Region, Vernetzung, Formensprache und Zerstörung spannen den Bogen zwischen den Generationen. So sind Anna M. Scholz und Gulschan Rokzad verbunden, Julie Seifert und Barbara Henning haben Gemeinsamkeiten, Marian Focker  und Ute Plank sind Netzwerkerinnen, Olga Haunhorst findet Iris de Boor und Karin Walther steht gemeinsam mit Nora Matocza für Vergessen und Vergehen.

Sarah Spirova eröffnete ihre Rede mit einem provokanten Zitat des frührenaissancezeitlichen Kunsttheoretikers Leon Battista Alberti: „Ich bewundere die Kunst der Frauen, so wie ich die Kunst eines Affen bewundere.“ Spirova erinnerte daran, dass Männer in der Kunstgeschichte als große Meister gefeiert wurden und tiefe Spuren, um nicht zu sagen Furchen, hinterließen, während Frauen bestenfalls für den Salon aquarellieren oder sticken durften – oft nur als Muse an der Seite eines Künstlers geduldet. Doch Künstlerinnen waren und sind weit mehr: Sie haben stets geschaffen, experimentiert und gewirkt – gegen alle Widerstände. Ihre Werke wirken bis heute nach.

Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll die Vielfalt weiblicher Kunst – und stellt klar: Kunst von Frauen war nie bloß ein nettes Hobby. Sie malten, zeichneten, bauten, schnitten und performten. Präsentiert werden Gemälde, Stiche, Scherenschnitte, Videoperformances und Zeichnungen. Ein besonderes Element der Schau: Begleittexte der Kuratorinnen schaffen spannende Verbindungen und machen die Künstlerinnen erlebbar.

Seit seiner Gründung im Jahr 2000 durch Anna M. Scholz ist das Kunstmuseum Hersbruck fest in der Region verwurzelt. Von Beginn an sammelt, digitalisiert und bewahrt es regionale Kunst und macht damit oft Vergessenes wieder sichtbar. „Spuren suchen – 150 Jahre Künstlerinnen der Region“ würdigt jene, die bereits Spuren hinterlassen haben – und ermutigt jene, die es noch tun werden, so Kuratorin Spirova.

Auch zur Ausstellungseröffnung wurde das Kunstmuseum wieder zum Ort der Begegnung und des Austauschs. „Spuren suchen“ – eine sehenswerte Ausstellung, die viele Besucherinnen und Besucher verdient.

 

Zu sehen ist sie bis zum 28. Juni, jeweils freitags und samstags von 16 bis 18 Uhr im Kunstmuseum Hersbruck, Amberger Straße 2 am Spitaltor. Ein besonderes Highlight: Am Internationalen Museumstag, Sonntag, 18. Mai, feiert das Museum sein Jubiläum mit einem Fest.

Text Sybille Hattwich und Ute Plank

Frauenpower im Kunstmuseum

lesen Sie hier die Laudatio von Kuratorin Sarah Spirova

 

„Ich bewundere die Kunst der Frauen, so wie ich die Kunst eines Affen

bewundere.“

Dieser Satz stammt nicht etwa aus einem missglückten Kommentar im Internet,

sondern von niemand Geringerem als Leon Battista Alberti, einem der berühmtesten

Humanisten und Kunsttheoretiker der Frührenaissance.

Aus heutiger Sicht wirkt das natürlich haarsträubend. Aber über Jahrhunderte hinweg

spiegelte es die Realität vieler Künstlerinnen wider: Frauen in der Kunst?

Das galt lange als Kuriosität, als Ausnahme oder bestenfalls als nette

Freizeitbeschäftigung.

Während Männer als große Meister gefeiert wurden und nicht nur Spuren, sondern

ganze Furchen in der Kunstgeschichte hinterließen, durften Frauen sich bestenfalls

in dekorativen Aquarellen für den Salon oder in zarten Stickereien versuchen – oder

gleich ganz als Muse neben einem Künstler posieren.

Doch das entspricht nicht ganz der Wahrheit.

Frauen haben gemalt, gezeichnet, gebaut, experimentiert – und das nicht erst seit

gestern. Sie waren nicht nur Inspiration, sondern auch Schöpferinnen. Sie haben

sich trotz aller Widerstände Raum genommen und Kunst geschaffen, die bis heute

nachwirkt.

Die Jubiläumsausstellung „Spuren suchen – 150 Jahre Künstlerinnen der Region“

lädt ein, diese Spuren, in kleinem Rahmen, aufzunehmen – und auf eine

Entdeckungsreise zu gehen.

Und wo könnte man diese Reise besser antreten als im Kunstmuseum Hersbruck,

das mit dieser Ausstellung sein 25-jähriges Bestehen feiert?

Seit seiner Gründung sammelt und präsentiert das Museum Kunst aus dem

Nürnberger Land. Das Herzstück eines jeden Museums ist seine Sammlung.

Deshalb beginnt unsere Reise im Depot, das eine Besonderheit für uns bereit hielt:

Während in vielen Museen Männer die Wände und Depots dominieren, ist es hier im

Kunstmuseum Hersbruck anders. Ein Großteil der Sammlung stammt von Frauen.

Ein Umstand, der in der Museumswelt bis heute keineswegs selbstverständlich ist.

Alberti wäre beim Anblick des Depots wohl sprachlos gewesen.2

Aus diesem Grund beginnt unsere Spurensuche genau dort, wo sich

Kunstgeschichte oft entscheidet: im Depot. Hieraus entsprang die Idee zur

Ausstellung.

“Spuren suchen” und dabei welche finden.

Das Museum, gegründet von Anna M. Scholz, fragt mit der Ausstellung nach den

Spuren, die Künstlerinnen in der Region hinterlassen haben und schlägt eine Brücke

zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Um diese Spuren zu verfolgen, gliedert sich die Ausstellung in fünf Themenbereiche.

Jeder Bereich stellt zwei Künstlerinnen gegenüber - eine Künstlerin aus der

Sammlung und ein aktives Mitglied des Fördervereins - und konzentriert sich hierbei

auf die Gemeinsamkeiten:

Der erste Themenbereich widmet sich dem Beruf, oder vielleicht doch eher der

Berufung?

Nicht immer fanden unsere Künstlerinnen direkt zur Kunst, sondern über Umwege.

Anna M. Scholz und Gulschan Rodzak haben zunächst andere Berufe ausgeübt,

bevor sie sich der Kunst widmeten.

Doch wann ist man eine Künstlerin? Ist es der Moment, in dem man Kunst

erschafft? Frei nach Duchamp “Es ist dann Kunst, wenn der Künstler sagt: Das ist

Kunst"? Oder erst dann, wenn man sich damit an die Öffentlichkeit wagt?

Dieser Bereich beleuchte die Frage, wie Künstlerinnen ihren eigenen künstlerischen

Weg gefunden haben und wie sich ihre frühere Berufe in der Kunst niederschlagen.

Der zweite Bereich widmet sich dem Ort – Die Region als Motiv.

Die eigene Umgebung prägt Kunst auf vielfältige Weise. Hersbruck und das

Nürnberger Land tauchen in den Werken der Künstlerinnen als Landschaft, als

Stadtbild oder als persönlicher Erinnerungsort auf.

Die Arbeiten von Julie Seifert und Barbara Henning zeigen, wie die Region zum

künstlerischen Thema wird – und welche individuellen Blickwinkel Künstlerinnen

darauf entwickeln.3

Der dritte Bereich widmet sich der Vernetzung – Kunst im Austausch

Künstlerinnen mussten sich oft eigene Netzwerke schaffen, um sichtbar zu werden.

In diesem Themenbereich geht es um den Austausch unter Künstlerinnen, in dem sie

sich in Kollektiven wie der GEDOK zusammenschließen und über Generationen

hinweg.

Auch das Kunstmuseum Hersbruck, das auch ein Verein ist, steht für die Vernetzung

von Kunstschaffende. Marian Focker und Ute Plank stehen exemplarisch für die

Frage, wie Kunst nicht nur ein individuelles, sondern auch ein kollektives Erlebnis ist

 sei es durch persönliche Verbindungen oder durch die Rezeption früherer Werke

der Kunstgeschichte.

Im Obergeschoss befindet sich der vierte Bereich, der sich der Kunstform widmet.

Kunst kann klassische Techniken bewahren oder völlig neue Wege gehen. In diesem

Bereich treffen die filigranen, detailreichen Scherenschnitte von Olga Haunhorst auf

die performative, expressive Arbeit von Iris de Boor.

Die Gegenüberstellung zeigt, wie unterschiedlich künstlerischer Ausdruck sein kann

 und dass Frauen in allen Kunstformen ihren Platz gefunden haben.

Last but not Least – ebenfalls im Obergeschoss. Der fünfte Themenbereich:

Gefährdung – Vergessen oder bewahren?

Viele Künstlerinnen standen vor der Herausforderung, nicht nur ihre Kunst zu

schaffen, sondern sie auch vor dem Vergessen zu bewahren.

Kunstwerke wurden ignoriert, übersehen oder galten als weniger wertvoll als die ihrer

männlichen Kollegen. Manche wurden sogar bewusst zerstört oder aus dem

Kunstkanon gestrichen.

Die Werke von Karin Walter und Nora Matocza erzählen von diesen Gefahren – und

zeigen zugleich, dass Kunst von Frauen immer wieder ihren Weg zurück ins

Bewusstsein findet. Unter anderem auch indem man ihnen in Räumen wie diesen die

Möglichkeit dazu gibt.

Schlusswort

Mit dieser Ausstellung stellt sich das Kunstmuseum Hersbruck selbst vor – Ein

Museum, das Kunst aus der Region sammelt, ein Ort, der vergessene Spuren wieder

sichtbar macht, Kunst von Frauen bewusst in den Fokus rückt und zeigt, dass die

Geschichte der Kunst auch in der Region ohne Künstlerinnen unvollständig bleibt.

„Spuren suchen – 150 Jahre Künstlerinnen der Region“ ist eine Ausstellung für die

Künstlerinnen, die ihre Spuren bereits hinterlassen haben – und für alle, die das noch

tun werden.

25 Jahre gibt es unser Kunstmuseum schon! Und wir läuten das Jubiläumsjahr mit einer Ausstellung starker Frauen ein. Fünf Paarungen vereinen einerseits eine Künstlerin aus der Vergangenheit, die in unserem Archiv für regionale Kunst vertreten sind, das 150 Jahre weit zurück reicht - und eine Künstlerin der Gegenwart! Das dürfte zu spannenden Kontrasten und überraschenden Bezügen führen!

Kuriert wird die Schau von Sarah Spirova und Alexandra Eckl.

Seien Sie gespannt!

EINLADUNG zur OMV 2025

Sehr geehrte Mitglieder des Fördervereins KMH e.V.,

sehr geehrte Freunde unserer Kulturarbeit,

am Donnerstag, den 3. April 2025

findet ab 19 Uhr die Öffentliche Mitglieder Versammlung des Förderverein KMH

e.V. im Kulturbahnhof Hersbruck statt.

Wir freuen uns Sie zahlreich begrüßen zu dürfen!

Auch wenn Sie selbst noch kein Mitglied sind, ist es eine gute Gelegenheit den

Verein kennen zu lernen!

Der Abend beinhaltet immer eine Rückschau auf die Ausstellungen des

vergangenen Jahres und eine Vorschau auf kommenden Veranstaltungen 2025.

Darüberhinaus sind alle Anwesenden herzlich eingeladen Fragen und Ideen an den

Vorstand zu stellen. Gerne können wir dabei kritische Wortmeldungen diskutieren!

Im Jubiläumsjahr des Fördervereins: „ 25 Jahre Kunstmuseum Hersbruck“

wollen wir auch die Tradition des „Vorprogramms“ zur OMV wieder aufnehmen. Aus

aktuellem Anlass wollen wir diskutieren, anhand von ein paar kurzen Statements zu

der Frage: „Kann ein Kunstverein, ein Kunstmuseum ein Ort politischer

Bildung sein und unter welchen Umständen sollte er sich politisch äussern?

Lasst uns darüber diskutieren!

DIE TAGESORDUNG der OMV 2025:

19 Uhr Diskussion zum Thema: Das Kunstmuseum, ein politischer Ort?

( Etwa eine knappe Stunde )

20 Uhr : Geschäftlicher Teil der OMV

1. Bericht des ersten Vorsitzenden Uli Olpp zum den Museumsjahren 2024/25

Begrüßung von neuen Mitgliedern und neuen Mitwirkenden beim Vorstand

2. Bericht der Schatzmeisterin Angelika Eisenbrand zu den Finanzen 2024

3. Bericht der Rechnungsprüfer: Wagner/Rupp

4. Entlastung des Vorstandes

5. Situation Aufsichten und Öffnungszeiten des Museums.

6. Anträge und Anfragen / Diverses

Anträge für weitere Themen und Programmpunkte bitte bis 01.04.2025 möglichst

per Mail an: info@kunstmuseum-hersbruck senden! Am Abend können auch

spontan Redebeiträge angemeldet werden!

Wir freuen uns auf Eure/ Ihre zahlreiche Teilnahme!

1. Vorsitzender des Fördervereins KMH e.V. im Namen des ganzen Museumsteams

Richtigstellung

Liebe Mitglieder des Fördervereins Kunstmuseum Hersbruck e.V.!

In der letzten Zeit wurde die Adresse des Kunstmuseum ohne unser Wissen oder Einverständnis auf Plakaten und Flyern genannt, die zu Demonstrationen aufgerufen haben.
Ein Bündnis, das unter "Hersbruck ist Bunt" bekannt ist, hat unberechtigt und ohne Absprache die Adresse des KMH benutzt. Der Förderverein Kunstmuseum Hersbruck betont, dass er politisch neutral für die freiheitlichen Rechte der Kunst in einer demokratischen Gesellschaft eintritt.
Wir betreiben eine regionale Kunstsammlung und organisieren Ausstellung regionaler Kunst. Aufrufe zu politischen Aktionen und Demonstrationen unternimmt der Verein nicht. Sollte irgendwann versucht werden, die Kunst von staatlicher Seite zu reglementieren, wird man sich für die Freiheit der Kunst einsetzen!


Uli Olpp

1. Vorsitzender des Fördervereins Kunstmuseum Hersbruck e.V.  im Namen des Vorstands.

JAHRESPROGRAMM 2025

KUNST IM FLUSS WAR ZURÜCK

WERTVOLLER DOPPELKATALOG 2019/2020 FÜR 20 EURO ERHÄLTLICH

Kunstobjekte in-an-über der Pegnitz, das ist in Hersbruck bereits ein Erfolgsformat. Coronabedingt musste die dritte Runde der Freiluftkunstausstellung pausieren- nun konnte sie nach 2018 und 2019 wieder stattfinden. 24 deutsche und italienische Kunstschaffende haben sich die malerisch durch Hersbruck mäandernde Pegnitz als Inspirationsquelle genommen. Es gab auf dem Wasser schwebende Luftkissen mit einem Shakespeare-Zitat, mit anmutigem Ernst die Brücke zum Wassertor bewachende, mit Kettensäge ausgesägte Holzfiguren, skurrile Wasserfuhrwerke, eine klingende und scheppernde Maschinerie im Mini-Wasserfall, Spiel mit den Spiegelungen und vieles mehr. Als besonderes Schmankerl gibt es zum dritten Geburtstag der von Christoph Gerling initiierten und kuratierten und vom Team des Kunstmuseums Hersbruck ehrenamtlich realisierten Schau einen reich bebilderten Doppelkatalog 2019/2021 mit Informationen zu den Künstlern und Künstlerinnen und ihren Werken. Die Eröffnung mit dem Erstverkauf des Katalogs war am 13. August.

Der wertige und sehr ästhetische Doppelkatalog ist für 20 Euro erhältlich. Sprechen Sie uns an!

 


  REGIONALE KUNST     AUSSTELLUNGEN     ARCHIVARBEIT

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